Jiddische Kultur

Jiddisch ist die Sprache der osteuropäischen Juden. Aus dem mittelalterlichen Judendeutsch entstand als Folge der zunehmenden Gettoisierung der Juden eine vom Deutschen unabhängige Sprache. Der deutsche Wortschatz verarmte, vor allem nach der Flucht der deutschen Juden (Aschkenasim) nach Osten , und viele Wörter (v.a. aus den Bereichen des Sittlichen und Religiösen) wurden durch hebräische und aramäische ersetzt. Zur Ergänzung der Alltagssprache borgte man sich Wörter aus dem Russischen, Polnischen, Ukrainischen, je nach dem, in welchem Land man gerade wohnte. So entwickelte sich Jiddisch zu einer echten Volkssprache mit vielen Dialektfärbungen. Aus einer reichen Erzähltradition entstand im 19. Jh. die klassische Jiddische Literatur. Mendele Moicher Sforim, I. L. Perez und v.a. Scholem Alejchem mit seinem Roman Tewje der Milchmann (Textvorlage des Musicals Anatevka) wurden weltberühmt. Der Nobelpreis für I. B. Singer 1978  würdigte neben den Leistungen des Dichters auch den Beitrag des Jiddischen zur Weltliteratur. Vor der Schoa sprachen 12 Millionen Menschen zwischen dem Schwarzen Meer und der Baltischen See Jiddisch als Muttersprache. Heute wird Jiddisch in streng religiösen Gemeinschaften in Israel und in den USA gelegentlich noch als Umgangssprache gesprochen. Jiddisch wird vielerorts wieder unterricht und erfreut sich als „Grossmuttersprache“ bei den jüdischen und nichtjüdischen Enkelinnen und Enkeln grosser Beliebtheit.
„Jiddisch war die Sprache des Herzens, die Sprache des Leidens, der Inbegriff tausendjähriger jüdischer Geschichte und Trauer“.